NewsRund um Bochum

Wir, Kämpfer_innen

Es gibt einen Rechtsruck in Deutschland. Gefühlt haben Trump, AFD und Konsorten rechtspopuläre Parolen wieder salonfähig gemacht und nicht selten begegnet man auch im eigenen Umfeld Sätzen wie: „Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber …“

Um eben jenen Aussagen etwas entgegenzusetzen, haben wir, sechs Damen des FSR Germanistik, uns zusammen mit anderen Teilnehmern am 19.08 zu Stammtischkämpfer_innen ausbilden lassen. Geleitet vom DGB Bildungswerk und unterstützt durch ver.di Bochum/Herne fand ein ganztägiges Seminar unter dem Titel „Argumentationstraining gegen rechte Parolen“ statt.

Im theoretischen Teil des Workshops haben wir uns unter anderem mit dem Wahlprogramm der AFD zur Bundestagswahl auseinandergesetzt, was unsere Meinung, dass die AFD eine unwählbare Partei darstellt, weiter gestärkt hat. Im Wahlprogramm kristallisiert sich heraus, dass die AFD nicht nur rechts von CDU/CSU angesiedelt ist, sondern auch stark von der Rhetorik des dritten Reichs Gebrauch macht. Auch inhaltlich macht die AFD mit Aussagen wie „Wir wollen selbst entscheiden, wer zu uns kommt, und ausschließlich qualifizierten Zuzug nach Bedarf zulassen“ (AFD 2017: 29) deutlich, dass sie Menschen zu Objekten degradiert, die nur dann ins Land gelassen werden dürfen, wenn sie dem Deutschen Staat Nutzen bringen. Und die „eigenen“ Bürger erwartet unter der AFD ein ähnliches Schicksal, denn „Maßnahmen zur mittelfristigen Erhöhung der Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung [sind] unverzichtbar“ (AFD 2017: 37).

Im praktischen Teil wurden wir zunächst in Gruppenarbeiten mit Parolen konfrontiert (z. B. „Die Flüchtlinge kommen alle nur, damit sie Hartz IV und eine Wohnung bekommen“, „Der richtige Platz für eine Frau ist in der Küche und nicht im Betrieb“ oder „Früher war Deutschland noch Deutschland“), auf die wir zunächst nur 30 Sekunden Zeit hatten zu reagieren. In der anschließenden Diskussionsrunde hielten wir fest, welche Probleme bei einer spontanen Reaktion auftreten, welche Strategien in der Gegenargumentation sich als effektiv erwiesen haben und wie eine Meinung am wirksamsten formuliert wird.

Mit dem neu erworbenen Wissen hatten wir im Anschluss nochmals länger Zeit, um uns wirksame, argumentative Vorgehensweisen gegen eine bestimmte Parole zu überlegen. In den Gruppen wurde dabei intuitiv zu verschiedenen Methoden gegriffen. Während einige Parolen sich dafür anboten, sie auf faktischer Ebene zu hinterfragen, ist es für andere sinnvoller, den Urheber der Parole emotional zu erreichen. Dazu kann versucht werden, Betroffenheit mit der beschuldigten Gruppe zu erzeugen, indem vorgeschlagen wird, sich doch einmal in die Rolle zu versetzen. Oder man macht deutlich, dass man sich selbst angegriffen fühltnd führt die Diskussion auf ein persönliches Level.

In einem abschließenden Schritt haben wir in einem kleinen Rollenspiel das Erlernte „live“ angewandt. Viele von uns waren dabei erstaunt, wie sehr einen selbst eine gestellte Situation mitnimmt und Grenzen der Kommunikation mit Rassist_innen deutlich macht. Aber gleichzeitig zeigte sich auch, dass bereits kleine Bekundungen gegen Rassismus eine solche Situation deutlich entschärfen können.

TL;DR:
AFD ist für uns unvertretbar und kleiner Protest hilft bereits im täglichen Umgang mit Rassismus.

Wisse, wogegen du bist: Wahlprogramm der AfD zur Bundestagswahl 2017

Autor: Rebekka R.