BlogERASMUSGermanisten im Ausland

Mit Erasmus ins Ausland

Liebe Studis,

im kommenden Wintersemester 17/18 werde ich über das ERASMUS-Programm im Ausland studieren und möchte euch gerne an diesen Erfahrungen teilhaben lassen und euch motivieren auch mal ein Semester oder wer mag auch mehr im Ausland zu verbringen.

Vielleicht einmal kurz zu mir: Ich heiße Michelle und studiere aktuell im 4. Semester Germanistik. Mein Zweitfach ist Anglistik, wofür ich auch primär den Auslandsaufenthalt absolvieren muss, aber auch mit einer anderen Fächerkombination wollte ich sowieso ins Ausland.

Warum ERASMUS? 

Prinzipiell möchte ich euch erst mal raten die Auslandsberatung eures Studienganges oder auch das International Office aufzusuchen. Diese zeigen euch viele andere Optionen auf, die ggf. auch zu euren Interessen passen wie z.B. Praktika, Stellen als Sprachassistenten bzw. Hilfskräfte in germanistischen Instituten im Ausland usw. ERASMUS ist nur eine Option von vielen, welche man  aber nicht nur für ein Studium sondern auch für Praktika nutzen kann.

Ich habe mich für ein Studium im Ausland entschieden, da ich glaube, dass mir ein Aufenthalt von etwa einem halben Jahr mehr Erfahrung einbringt als ein Praktikum von knapp 6 Wochen. Außerdem hat ERASMUS den Vorteil, dass Kurse, die an den Partneruniversitäten besucht werden, in den meisten Fällen in irgend einer Form angerechnet werden können. Die genauen Informationen unter welchen Voraussetzungen ein Kurs angerechnet wird oder ob die Anforderungen der Kurse in Ausland 1:1 hier zutreffen, kann euch i. d. R. ein Studienfachberater geben. Ein weiterer sehr erfreulicher Faktor ist das Stipendium, welches man über Erasmus erhält. Es handelt sich hierbei um ein Teilstipendium, welches z. B. die monatlichen Lebensmittelkosten ganz gut abdeckt.

Was muss man tun, um in das ERASMUS-Programm zu kommen? 

Egal ob ihr nach Spanien, Großbritannien oder Dänemark wollt, das Bewerbungsverfahren ist immer gleich. Meist wird auch vom Auslandsbüro ein Bewerbungsdokument zur Verfügung gestellt, das man ausfüllen muss. Darin werden u. A. Name, Matrikelnummer, Studiengang und aktuelles Semester abgefragt. Außerdem soll ein Motivationsschreiben von ca. 500 Wörtern verfasst werden in dem auch steht an welche Uni ihr gerne wollt und wieso. Hilfreich ist in dem Fall natürlich, wenn man sich schon ein wenig mit den verfügbaren Unis beschäftigt und sich ihr Lehrprogramm anschaut. Außerdem ist es nie verkehrt eine zweite Wahl anzugeben.

Und hier noch ein Tipp: Schaut nicht nur nach Städten, die ihr kennt, auch kleine Unis können echt was für sich haben. Das habe ich auch gemacht und neben der University of Newcastle, meiner ersten Wahl, eben Hull angegeben. Bei beiden Unis hat mich das Programm sehr angesprochen.

Ebenfalls für die schriftliche Bewerbung notwendig ist außerdem ein aktueller Ausdruck über euren Studienverlauf bzw. ein Transcript of Records. Das könnt ihr ganz einfach auf Englisch über VSPL ausdrucken.
Und ganz wichtig: Beachtet die Deadlines!

Nachdem die schriftliche Bewerbung dann erfolgt ist, folgt das Warten (meist ca. 1 Woche) auf eine Mail zwecks eines „Vorstellungsgespräch“. Die verantwortlichen Dozenten und Organisatoren von ERASMUS wählen dann schon mal eine ganze Reihe Studis aus und bitten dann zu einem Kennenlerngespräch. Das ist allerdings recht zwanglos, eigentlich wollen die Dozenten nur einen Eindruck der Personen bekommen. In meinem Fall konnte mir genauso wie fast allen anderen, die einen Gesprächstermin bekommen haben, ein Platz zugesichert werden, lediglich mit der Auflage, dass ich meine Grundkurse in Anglistik in dem Semester abschließen muss. Dann wurde der Februar abgewartet. Alle Kurse bestanden und kurze Zeit später hatte ich dann schon die Mail vom Auslandsbüro zwecks der Beantragung des ERASMUS-Stipendiums beim International Office und dem weiteren Vorgehen unter meinen Mails. In der Zwischenzeit wurde ich vom Dozenten bereits bei meiner ausländischen Uni „nominiert“. Also angemeldet. Vorteil bei ERASMUS: Man kann von der Partner-Uni nach der Nominierung nicht mehr abgelehnt werden, auch wenn man Form halber ganz normal eine Bewerbung an die Uni schicken muss. Und damit seid ihr dann schon im Programm drin.

Was kommt nun zwischen Nominierung und Abreise?

Wir Deutschen sind ja gerne mal etwas überorganisiert und ganz ehrlich: Das Programm nimmt einem schon recht viel ab, andererseits gibt es vieles zu bedenken. Was kommt also nach der Nominierung?

  • Bewerbung an der Uni im Ausland

Zunächst einmal bekommt man dann irgendwann die genauen Daten des Semesters zugeschickt (die ihr auch für die Bewerbung um das Stipendium braucht), die Partner-Uni meldet sich bei euch und ihr dürft euch wieder mal an der Uni bewerben. Dafür braucht ihr auch einiges an Dokumenten, die ihr dann aber über den ERASMUS-Organisator eures Studiengangs erhaltet. Das ist von Uni zu Uni unterschiedlich. Auch hier ist wichtig: Beachtet die Deadlines! Man kann zwar nicht abgelehnt werden, aber das macht auch gleichzeitig keinen guten Eindruck an der Uni.

  • Nächster Schritt: Informieren über Unterkünfte

In vielen Fällen gibt es wie hier in Deutschland Wohnraummangeln bzw. hat man ganz gerne Probleme nur für 3-6 Monate Wohnraum zu mieten. Informiert euch auf jeden Fall gut über die Wohnungslage in eurer Unistadt. In Hull wurde ich bereits früh auf genau diese Probleme aufmerksam gemacht und habe mit Eingang meiner Bewerbung direkt die Links zur Anmeldung meiner Kurse erhalten (vorab, fix gemacht wird es erst vor Ort) und außerdem zur Bewerbung um einen Wohnheimplatz. Hull hat zum Beispiel ein Wohnheim, welches quasi für die Exchangestudents von Erasmus (die nur 1 Semester bleiben) mehr oder weniger geblockt sind. Auch für Wohnheime etc. gibt es eben auch Deadlines.

  • Anmeldung von Kursen

Oft muss zwecks Planung bereits vorab eine Anmeldung vorgenommen werden. Wie diese erfolgt ist von Uni zu Uni unterschiedlich. In meinem Fall konnte ich alles Online nachschauen, Eintragen und auch die Unterschrift über Tablet oder mit der PC-Maus selber abgeben. Andere Unis fordern die Unterschrift von eurem Koordinator oder Papierform. Ebenso gibt es meistens eine Begrenzung, wie viele Kurse ihr mind. und max. belegen dürft. Ebenso auch hier wieder: Es gibt (sehr wahrscheinlich) Deadlines.

  • Finanzierung

Ein nicht gerade unwichtiger Punkt oder? Darum solltet ihr euch in der Tat recht zeitnah kümmern, da manche Vorgänge einfach dauern.
Also einmal bekommt man bei ERASMUS ja eine Teilförderung, diese deckt allerdings in etwa die Lebenskosten (wenn man 5 Monate weg ist wie ich). Für mich hieß es also: Wie finanzieren? Gerne hätte ich meine Wohnung untervermietet, damit ich das Geld, was ich dafür hab in England in die Wohnung investieren kann. Klappt aber nicht. Was nun? Eine Option ist Auslands-BaföG. Dafür sind die Richtlinien liberaler und die Sätze höher. Also angefragt, Daten abgegeben, abgeglichen uuuuund – Abgelehnt. Dumm gelaufen. Nächster Gedanke: Geh doch arbeiten. Aber eigentlich will ich doch meine Zeit dort genießen, deshalb habe ich diese Idee schnell abgehakt. Sparen? Mach ich eh schon, aber die durchkalkulierten Kosten übersteigen meine Sparmöglichkeiten etwas. Was hab ich also gemacht? Ich habe mir einen Bildungskredit geholt. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt auch Studentenkredite, die monatlich ausgezahlt werden. Praktisch, dann haut man nicht alles auf den Kopf. Maximaler Satz pro Monat sind 650€. Der Vorteil ist hier außerdem, dass man die Tilgung bis zu 23 Monate aufschieben kann, man zahlt nur Zinsen. Man kann die Höhe aber auch noch halbjährlich anpassen.

  • International Office

Das International Office der RUB kommt irgendwann im Verlauf des Semesters auf euch zu, da sie noch einige Dinge benötigen für die Anerkennung von ERASMUS. Einmal bekommt ihr die Einladung zu einer Infoveranstaltung. Dort erfahrt ihr alles mögliche, angefangen bei der Höhe des ERASMUS-Stipendiums, über das Learning Agreement bis hin zur Confirmation of Stay.
Was aber besonders wichtig ist: Ihr bekommt den Vertrag für ERASMUS, den ihr unterschrieben bei den angegebenen SachbearbeiterInnen abgeben müsst. Außerdem müsst ihr das Learning Agreement VOR eurem Aufenthalt im Ausland abgeben. Sonst verliert man sein Stipendium.

  • Versicherung, Papiere und Co.

Ein wichtiges Detail sind Versicherungen. Checkt vorher auf jeden Fall bei eurer Versicherung, ob ihr einen Auslandstarif mit drin habt. Wenn nicht: Auf jeden Fall einen Abschließen! Die wichtigsten Dokumente (auch in Kopie) und Karten sollten auf jeden Fall mit dabei sein. Checkt euren Perso aufs Ablaufdatum, informiert euch bei eurer Bank darüber, ob ihr mit eurer Karte kostenlos Geld abhebt oder ob eine Kreditkarte sinnvoller wäre (was in Großbritannien definitiv der Fall ist). Vermietet eure Wohnung/ euer Zimmer unter und und und. Das gehört alles dazu.

  • Flug, Packen, Einkaufen

Eigentlich ist man fürs erste durch. Was man so braucht erfährt man teilweise über die Uni aus dem Ausland. Dementsprechend gestaltet sich auch die Einkaufs- und Packliste. Worüber man sich auf jeden Fall informieren sollte (und bei Schnäppchen ggf. direkt buchen) sind Flüge, Gepäckanmeldung usw. Ich werde zum Beispiel bei meinem Flug einen Koffer direkt mitnehmen und weiteres Gepäck mit DHL nachschicken. Das hängt alles auch ein wenig vom Kostenfaktor ab, wie ihr am besten in die Stadt eures Aufenthaltes kommt.

Ich muss zum Beispiel auch eigene Bettdecke, Kissen, Bezüge und Geschirr/Besteck/Dosen usw. mitnehmen. Dadurch sammelt sich echt viel an.
Generell als Tipp: Nehmt Shampoo, Duschgel, Cremes usw. nur in kleinen Packungen mit. Die meisten Drogerieartikel kriegt man immer vor Ort, das ist nur unnötiger Ballast. Außer ihr habt medizinische Produkte aufgrund von Allergien usw. Das ist ja was anderes.
Weiterer Tipp: Auf keinen Fall eure verschreibungspflichtigen Medikamente vergessen in ausreichender Menge zu besorgen!

 

Für mich sind es jetzt nur noch wenige Tage bis zum Flug und langsam aber sicher steigt die Vorfreude, die Anspannung und vor allem ein wenig der Stresspegel, da ich mir doch noch einiges aufgehalst habe bevor der Flieger geht. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich das noch packen werde.

Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden. Wer noch weitere Fragen hat, kann mich gerne unter michelle.juenger@rub.de anschreiben.

Liebe Grüße (noch aus Deutschland)
Michelle

#EnteonTour #Erasmus #GBhereIcome